Man(n) soll einfühlsam und reflektiert sein – aber trotzdem bitte nicht zu weich. Sich um Kinder kümmern, präsent und aufmerksam sein – und dabei karrieretechnisch am besten Vollgas geben. Stärke zeigen, aber auch Schwäche zulassen. Grenzen setzen, aber niemanden vor den Kopf stoßen.

Was bleibt, ist ein ziemlich widersprüchliches Bild, in dem sich viele Männer irgendwie verloren fühlen.
Nicht weil sie „toxisch“ sind. Sondern weil sie sich ehrlich fragen: Wie soll ich denn jetzt eigentlich sein?

Die alten Bilder greifen nicht mehr – aber neue Rollen, die wirklich funktionieren, gibt’s oft auch nicht. Und so hangeln sich viele von außen gesteuert durchs Leben, funktionieren irgendwie, und haben dabei oft kaum Kontakt zu dem, was sie eigentlich wirklich wollen, fühlen oder brauchen.

In diesem Beitrag geht es nicht um DIE eine Definition von Männlichkeit. Sondern darum, warum die Frage nach dem Mannsein heute so viele überfordert – und wie es möglich wird, einen eigenen, stimmigen Weg zu finden.

Alte Bilder, neue Anforderungen – und die Leere dazwischen

Lange Zeit war die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau klar geregelt – und funktionierte für das gesellschaftliche System, das es damals gab. Männer waren Versorger, Beschützer, Entscheider. Frauen waren für Beziehung, Fürsorge und Familie zuständig.

Es war nicht alles ideal – aber in vielen Fällen war es stimmig, weil es auf einem klaren Rahmen beruhte, der für beide Seiten Sicherheit bot.

Heute hat sich vieles verändert. Die Welt ist schneller, komplexer und individueller geworden.
Frauen haben sich aus engen Rollen befreit, gestalten ihr Leben selbstbestimmter, fordern Gleichberechtigung – nicht nur rechtlich, sondern auch emotional, kommunikativ und beziehungstechnisch. Und das ist auch gut so.

Nur: Während Frauen längst neue Wege gehen (dürfen), bleibt die Frage, was das eigentlich für Männer bedeutet.
Was bedeutet Männlichkeit heute – jenseits der alten Klischees, aber auch jenseits der weichgespülten Version davon?

Viele Männer stehen heute unter Druck, beidem gerecht zu werden:

  • Sie sollen einfühlsam und empathisch sein – aber gleichzeitig nicht zu weich.
  • Sie sollen sich emotional zeigen – aber ihre Schwächen bitte unter Kontrolle haben.
  • Sie sollen präsent und engagiert als Väter sein – und dennoch karrieremäßig durchstarten.
  • Souverän auftreten – aber auch verletzlich sein können.
  • Sich öffnen – aber nie zu viel.

Was dabei entsteht, ist eine Doppelanforderung, die kaum erfüllbar ist.
Denn es gibt kein klares „So ist es richtig“. Kein eindeutiges Bild, an dem man sich orientieren könnte. Nur die Erwartung, dass man gleichzeitig alles sein soll – stark und sensibel, erfolgreich und nahbar, sicher und verletzlich.

Und genau das führt bei vielen Männern zu Unsicherheit.

  • Was wird von mir erwartet?
  • Was ist zu viel?
  • Was ist zu wenig?
  • Was darf ich überhaupt noch fühlen oder zeigen?
  • Und wie bleibe ich dabei ich selbst?

Diese ständigen Fragen, das Gefühl, nie ganz zu genügen – weder im alten Bild noch im neuen – führt häufig zu einem inneren Rückzug. Männer werden leise. Viele funktionieren nur noch, halten durch, vermeiden Konflikte, schieben ihre Fragen zur Seite.

Sie versuchen irgendwie, die Anforderungen von außen zu erfüllen, auch wenn sie innerlich längst nicht mehr wissen, woran sie sich halten sollen.

Was bleibt, ist oft eine tiefe Leere.
Nicht sofort sichtbar – aber spürbar.
In Form von Antriebslosigkeit, emotionaler Distanz, chronischer Unzufriedenheit, Rastlosigkeit oder dem Gefühl:
„Eigentlich müsste doch alles passen“ – aber es tut es eben nicht.

Diese Leere ist nicht „nichts“.
Sie ist das Ergebnis einer Orientierungslosigkeit, die entsteht, wenn man ständig versucht, jemand zu sein, der man vielleicht gar nicht ist.
Wenn man den Kontakt zu sich selbst verliert, weil man zu sehr damit beschäftigt ist, alles richtig zu machen.

Und das ist der Punkt, an dem viele Männer anfangen zu suchen.
Nicht unbedingt laut – aber innerlich mit dem Gefühl: So kann es nicht weitergehen.

Was macht Männlichkeit heute aus?

Wenn es keine klaren gesellschaftlichen Rollen mehr gibt – was bleibt dann von der Männlichkeit?

Wir leben in einer Übergangszeit. Die alten Rollenbilder funktionieren nicht mehr.
Die neuen sind noch nicht da.

Für mich beginnt Männlichkeit nicht mit einem bestimmten Verhalten oder äußeren Merkmalen.
Sondern mit innerer Klarheit:

Das Gefühl dafür zu entwickeln, wer man ist, was man braucht, was einem wichtig ist – und den Mut zu haben, danach zu leben.

Sich nicht von außen definieren zu lassen, sondern selbst in Beziehung zu gehen: mit sich, mit anderen, mit dem Leben.

Es geht nicht darum, ein bestimmtes Bild zu erfüllen.
Sondern darum, sich selbst ernst zu nehmen. Verantwortung zu übernehmen – nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil man den eigenen Weg kennt.
Seinen eigenen inneren Kompass spüren zu lernen und dem zu folgen, was sich für einen selbst richtig anfühlt – und nicht dem, was im Außen als „gut“ gilt.

Und ja, dazu gehört auch, mit den eigenen Schatten in Kontakt zu kommen.
Alte Muster zu hinterfragen. Emotionen zu fühlen, auch wenn sie unangenehm sind. Entscheidungen zu treffen, die nicht immer bequem sind.

Aber genau das kann die Basis für eine authentische Form von Männlichkeit sein – eine, die nicht in alten Stereotypen hängen bleibt, aber auch nicht in weichgespülten Idealen verloren geht.

Was ist der erste Schritt dorthin?

Der erste und wichtigste Schritt ist: sich selbst wieder spüren zu lernen.

Denn viele Männer sind nicht „zu verkopft“ – sie sind schlicht abgeschnitten von dem, was in ihnen passiert.

Wer nie gelernt hat, seine Gefühle ernst zu nehmen oder seine Bedürfnisse zu spüren, kann auch nicht wissen, was er wirklich will.

Es beginnt also nicht mit einer Entscheidung, sondern mit Wahrnehmung.

Mit der Frage:
Was nehme ich gerade wahr – in meinem Körper, in meiner Stimmung, in meinem Verhalten?

Oft sind es genau diese feinen Signale, die zeigen, wo man sich verloren hat.
Und wo der Weg zurück zu seinem inneren Kompass beginnt.

Erst wenn man diese Verbindung zu seinem inneren Kompass hat,
dann wird es relevant, Skills zu lernen, gut in etwas zu werden.

Es ist nämlich ein riesen Unterschied, ob ich etwas tue,
weil ich innerlich wirklich spüre, dass ich das möchte –
oder ob ich etwas tue, weil ich an äußeren Umständen messe, dass etwas „gut“ ist
(wie z. B. Geld, Frauen, Ausbildung, guter Job etc.).

About the Author Patrick Konicar

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